Royal Air Force Museum

Geschichtsverein besucht Museum in Weeze-Laarbruch

Der Geschichtsverein hatte eingeladen zu einer spannenden Exkursion ins RAF-Museum in Weeze-Laarbruch. Unter der sachkundigen Führung von Dr. Bernd-Rüdiger Ahlbrecht unternahm die Gruppe eine Zeitreise durch 45 Jahre Präsenz der britischen Luftwaffe am Nieder­rhein.

Nachdem im Jahre 1997 Abzugspläne der Royal Air Force bekannt wurden, haben sich Leute zusammengefunden, die die Geschichte des Luftstützpunktes Laarbruch dokumentieren wollten, damit diese Zeit auch späteren Generationen in Erinnerung bleibt. Im Jahre 2006 gründete sich dann ein Museumsverein. Es war eine internationale Gemeinschaft aus Deutschen, Engländern und Niederländern. Sie alle hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die 45 jährige Anwesenheit der britischen Luftwaffe aufzuarbeiten. Schnell hatte man erkannt, dass es sinnvoll war, ein Museum einzurichten mit all den Exponaten, die auf dem Luftstützpunkt vorhanden waren. 2007 konnte das Museum dann eröffnet werden.

In den Jahren der Anwesenheit der Engländer wurden viele Freundschaften und partnerschaftliche Beziehungen nach Weeze und in die umliegenden Städte geschlossen.

Das Museum finanziert sich durch Spenden, Eintrittsgelder der Besucher und über Mitgliedsbeiträge. Eine finanzielle Förderung durch die Gemeinde Weeze oder die Royal Air Force ist bislang nicht gegeben. Man ist aber dankbar, dass das ehemalige Stationskino „Astra“ und die anglikanische Kirche (Church of England) „St. Peter“ als Museumsräume kostenfrei genutzt werden können.

Die Nato erhöhte zu Beginn der 1950er Jahre ihre Präsenz in Westeuropa deutlich. In diesem Zusammenhang ordneten die britischen Besatzungsbehörden 1953 den Bau eines Militärflugplatzes in Weeze an. Die Finanzierung erfolgte aus Reparationsmitteln unter der Regie der Bundesfinanzdirektion. Der Bau begann im Oktober und wurde bereits im darauf folgenden Jahr eröffnet.

Der Stützpunkt Laarbruch wurde in der britischen Besatzungszone als NATO-Stützpunkt errichtet. Grund war das NATO-Sicherheits­konzept, in dem die Aufgabe formuliert war, im „kalten Krieg“ die Erhaltung von Frieden und Freiheit in Europa und in Deutschland sicherzustellen.

Laarbruch war einer von vier neu gebauten Militärflugplätzen am westlichen Rande Deutschlands. Diese Flugplätze dienten im „kalten Krieg“ der Abschreckung als „stationäre Flugzeugträger“, von denen aus im Konfliktfall auch Atombomben eingesetzt werden konnten.

Die gesamte Anlage umfasste ca. 628 Hektar. Das Areal gehörte dem Grafen von Loe. Das geltende Besatzungsstatut erleichterte die schnelle Inbesitznahme. Das Gelände war mit Birken und Heide bewachsen. Unter Aufsicht von RAF-Offizieren wurde der Flugplatz von der deutschen Finanzverwaltung geplant und von deutschen Bauunternehmern mit bis zu 4 000 Mann gebaut. Für die Rodungsarbeiten kamen spezielle Holzfäller aus den Niederlanden an den Niederrhein, die mit schweren modernen Baumaschinen die Infrastruktur herrichteten. Nach gut einem Jahr war hier eine komplette kleine Stadt entstanden. Gleichzeitig entstand im Bereich der Stadt Goch eine weitere Kaserne, die dem Oberbefehl von RAF Laarbruch unterstand.

2 500 Offiziere und Mannschaftsdienstgrade mit deren Familienangehörigen hatten hier nun eine Unterkunft bekommen. Kantinen, Wasserwerk, Kläranlage, Nahwärmeheizung, militärische und zivile Werkstätten, Feuerwehr, Kindergärten, Schulen und Einkaufs­möglichkeiten waren jetzt vorhanden. Auch Sportstätten und Freizeiteinrichtungen waren geschaffen worden.

Ein Atombombenlager mit doppelter Stacheldrahtbegrenzung ist später noch dazu gebaut worden. Diese neue Anlage wurde rund um die Uhr schwer bewacht wurde. Startbereit standen ständig zwei atomar bestückte Flugzeuge mit Besatzung in Fliegerkleidung und Einsatzplan, sodass sie in wenigen Minuten Richtung Osten starten konnten. Ab 1972 wurden dann britische Atombomben statt der US-amerikanischen Mark 7 bereitgestellt.

Das Gelände war ausgelegt für die Stationierung von vier Staffeln mit insgesamt 60 Kampfflugzeugen. Der größte Hangar ist heute zum Terminal des zivilen Airports Weeze umgebaut worden. Ursprünglich war dieser Hangar an dieser Stelle wieder aufgebaut worden als Flugzeugproduktionshalle für die Junkers JU 87 Stukas. Das Gerippe dieses Hangars hatte man in Bremen abgebaut. In dieser Halle waren während des Krieges Flugzeuge für die deutsche Wehrmacht produziert worden.

Schon im März 1945 hatte die Royal Air Force hier in Laarbruch, wo sich der heutige Flugplatz befindet, einen Feldflugplatz, den ersten auf deutschen Boden, errichtet. Er war notwendig, um von hier aus den Rheinübergang bei Wesel und die notwendigen Luftlandungen im Raum Wesel-Hamminkeln mit Kampfflugzeugen zu unterstützen. Dieser Feldflugplatz erhielt die Bezeichnung „B.100 Goch“. Die Zahl „B.100“ stand für die laufende Nummerierung der britischen Feldflugplätze, und „Goch“ war die nächstgelegene größere Stadt. Eine 1000 m lange Start- und Landebahn verlief entlang der Weller Straße. Die Start- und Landebahn bestand aus gelochten Stahlplanken. Dieser Luftlandeplatz war ca. sechs Wochen lang in Betrieb.

Eine Musterplanke aus der Start- und Landebahn sowie eine Originalrakete, die gegen Erdkampfziele wie Häuser, LKWs, Eisenbahnzüge oder Panzer eingesetzt wurde, werden im Museum gezeigt.

Aufgebaut am Eingang des Museums ist eine Bloodhound Boden-Luft-Rakete. Hierbei handelt es ich um einen sehr großen und besonders schnellen Flugkörper, der eine Mach 3 Geschwindigkeit erreichen konnte. 16 dieser Flugabwehrraketen waren am Süd-West-Ende der Basis aufgestellt.

Die Museumsaustellung beginnt im Gebäude der alten Kirche St. Peter.

Im Foyer des Museums ist Schriftmaterial aus Vergangenheit und Gegenwart zusammengetragen, das Bewegendes über das militä­rische und auch über das soziale Leben auf dem Stützpunkt widerspiegelt. Eine Kommandeurtafel gibt Auskunft über alle Flugplatz­kommandanten, die hier Verantwortung trugen. Weiter hängen an den Wänden Lagepläne des gesamten Flugplatzes mit allen Gebäuden, militärischen Einrichtungen und der Start- und Landebahn.

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