Museum Kalkar

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besuchten städtische Museum Kalkar

Bürgermeister Peter Driessen hat die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Geschichtsvereins Bedburg-Hau für ihre geleistete Arbeit zu einem Museumsbesuch ins städtische Museum nach Kalkar, Ausstellung "Karl Hofer – Hermann Teuber. Fundament & Erneuerung" eingeladen.

Ein Geschichtsverein lebt in ganz entscheidendem Maße vom Engagement seiner Mitglieder. Es ergeben sich immer wieder neue Aufgaben für Tätigkeiten im Verein und im Gemeindearchiv. Die Geschichte der einzelnen Ortschaften zu erforschen und die jeweiligen Quellen­grundlagen aufzubereiten, bleibt nach wie vor eine Herausforderung und gleichzeitig Hauptaufgabe der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hiervon profitiert auch die Gemeinde­verwaltung. Die Arbeit der Ehrenamtlichen kann nicht hoch genug geschätzt werden. Durch unseren Bürgermeister Peter Driessen erhalten sie für diese Arbeit verdiente Anerkennung. Ein Lob von höchster Stelle spornt immer wieder neu an, die Forschungen voranzutreiben und diese dann auch zum Erfolg zu führen.

Das Städtische Museum Kalkar wurde 1966 eröffnet. Es ist untergebracht in einem Stufengiebelhaus aus dem Jahre 1500. Das Museum zeigt stadt­geschichtliche Exponate und eine Kunstsammlung zu den Gemälden von Gerhard Janssen, Max Clarenbach, Heinrich Nauen, Hermann Teuber und Franz Radziwill. Eine aktuelle Ausstellung zeigte Bilder von Karl Hofer und Hermann Teuber. Zum ersten Mal wurden in diesem Museum Bilder von Hofer und Teuber gegenübergestellt.

Karl Christian Ludwig Hofer war ein deutscher Maler des Expressionismus bzw. des expressiven Realismus und wurde 1878 in Karlsruhe geboren. Er war der Sohn eines Militärmusikers. Bevor er ein Studium an der großherzoglichen badischen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe begann, hatte er eine kaufmännische Lehre in der Hofbuchhandlung abgeschlossen. Zu Beginn des Studiums erhielt er von seinen Lehrern nur wenige Anregungen für sein "ambitioniertes Kunstwollen". Als Suchender kommt er nach Paris, wo er die naive Malerei kennenlernt, die ihn zunächst sichtlich beeindruckte.

Nachdem ihm durch den Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe sehenswerte Privatsammlungen eröffnet wurden, entschloss er sich, für einige Jahre nach Rom zu gehen. Seine vom Symbolismus geprägte Malerei veränderte sich nun zu einer "klassisch-akademischen Auffassung". Nach Paris zurückgekehrt, verändern französische Impressionisten seinen Stil in der Malerei. 1921, nach Berlin gezogen, wird er Professor an der Kunstschule in Berlin-Charlottenburg. 1923 wird er in Anerkennung seiner Verdienste als Künstler und Hochschullehrer in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen. Seine Bilder wurden ab jetzt in zahlreichen Museen gezeigt.

Ab 1927 lebte er von seiner Frau Mathilde getrennt. Nachdem sich Hofer gegen den Nationalismus positioniert hatte, galt nun sein gesamtes Werk als "entartet". Auf einem Plakat wurde er als "Vertreter des zersetzenden liberalistisch-marxistisch-jüdischen Ungeistes" diffamiert. Der Chef der "Landesleitung Berlin der Reichskammer der bildenden Künste" attestierte am 31. Januar 1938, Hofer habe sich […] durch experimentelle Umstellung auf modische Gegebenheiten von seiner ursprünglichen brauchbaren Mittelbegabung zu einer der gefährlichsten Systemzeit-Kunstgrößen entwickelt. […] Insbesondere sind zahlreiche jüngere Künstler durch Hofer als Lehrer und als Vorbild in solchem Maße verwirrt worden, dass die Auswirkungen seines Schaffens und Wirkens als geradezu verheerend angesehen werden müssen.

1938 wurde er daraufhin aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen. Da seine Nochehefrau nach den national­sozialistischen Ehegesetzen als Jüdin gilt, obwohl sie der evangelischen Kirche angehörte, wird er trotzdem aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossen. Seine Bilder dürfen nicht mehr gezeigt und verkauft werden. Er hatte damit Berufsverbot. 313 Werke werden aus öffentlichen Sammlungen entfernt. Dann trennte er sich von Mathilde und heiratete die "arische" Elisabeth Schmidt. Daraufhin wurde er wieder in die Reichskammer der bildenden Künste aufgenommen und das Berufsverbot wurde aufgehoben. Seine geschiedene Ehefrau hatte den Schutz des "arischen" Mannes verloren, wurde 1942 verhaftet und ins Konzentrations­lager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie gegen Ende des Krieges ermordet wurde.

1943 wurden sein Atelier in Berlin und auch seine Wohnung, wo er mit Mathilde gelebt hatte, ausgebombt und völlig zerstört. Über 150 seiner Kunstwerke wurden Opfer der Bombardierung.

Nach dem Krieg und bis zu seinem Tode 1955 war er Direktor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Er erhielt viele Auszeichnungen und war Ehrendoktor der Berliner Universität. Nachdem seine Bilder im Bombenhagel in Berlin zerstört worden waren, hat er sich erneut an die Arbeit gemacht und den größten Teil der Bilder, an die er sich noch gut erinnern konnte, neu gemalt.

Hermann Teuber war ein deutscher Maler und Grafiker. Als Sohn eines Kohlenhändlers, geboren 1894, verbrachte er seine Kindheit in Dresden. Der Vater zählte viele angesehene Künstler zu seinen Kunden. Und so war es nicht verwunderlich, dass der Sohn schon früh künstlerische Anregungen erhielt. Ab 1908 besuchte er das katholische Lehrerseminar in Bautzen. Schon zu dieser Zeit entstanden die ersten Skizzenbücher mit Landschaftszeichnungen. Nach seinem Abschluss bekam er eine Stelle als Hilfslehrer an einer Vorortschule von Dresden. Während seiner Lehrertätigkeit besuchte er Abendkurse in Kopf-, Akt- und Kostümzeichnen an der sächsischen Kunstgewerbeschule.

Nach der Rückkehr aus dem Krieg 1919 als Artillerist an der französischen und flandrischen Front, gab er den Schuldienst auf und studierte an der Dresdener Kunstgewerbeschule und anschließend an der Kunsthochschule in Berlin-Charlottenburg. Ab 1924 besuchte er die Malklasse Karl Hofers. Nachdem er 1926 die Medaille für „hervorragende Leistungen“ des Preußischen Kulturministeriums erhalten hatte, erfolgte ein kurzer Aufenthalt in Paris und in Nordfrankreich. Danach kehrte er als freischaffender Maler und Grafiker nach Berlin zurück.

1937 machten die Nationalsozialisten auch Teuber schwer zu schaffen. Die Reichskulturkammer verhinderte seine Ausstellungen und entfernte Arbeiten aus öffentlichen Sammlungen, da sie unter das Stigma "Entartete Kunst" fielen. 1943 zog Teuber mit Frau und Sohn nach Kalkar an den unteren Niederrhein. Er kannte Kakar schon von einem früheren Sommeraufenthalt. Die Familie wohnte am Kesseltor und im ehemaligen Atelier des Heinrich Nauen. wo er auch arbeiten konnte. Sein Atelier in der Klosterstraße in Berlin wurde kurz vor Kriegsende völlig zerstört. Seine kompletten Arbeiten, die er alle zurücklassen musste, verbrannten. Nichts wurde gerettet. Und so stand Steuber wieder am Anfang.

Nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft wohnte Teuber im Lager Chartres, im Hause Neuhaus in Kalkar, zusammen mit dem Kalkarer Bildhauer Alfred Sabisch. Um überhaupt überleben zu können, erteilte er Zeichenunterricht an der Internatsschule Collegium Augustinianum Gaesdonk. Zu dieser Zeit lernte er die Kunststudenten Hans und Franz Joseph van der Grinten kennen. Teuber gab ihnen Anregungen für den Aufbau ihrer Kunstsammlung von Joseph Beuys und Rudolf Schoofs. Seit Mitte der 1990er Jahre sind Werke von Hofer und Teuber auch im Depot des Museums Schloss Moyland vorhanden. Das städtische Museum Kalkar beinhaltet ebenfalls in der ständigen Ausstellung Werke von Hofer und Teuber.

Ab 1950 war Teuber als Professor für Druckgrafik an der Kunsthochschule in Berlin-Charlottenburg tätig. Nach seiner Emeritierung und nachdem er in seinem Leben zahllose Preise bekommen hatte, zog er mit seiner Familie nach Oberbayern. 1977 ließ sein Augenlicht erheblich nach. 1981 schuf er ein letztes großformatiges Gemälde. Seine Frau war 1979 verstorben. Teuber verstarb mit 91 Jahren 1985 in München.

Die Ausstellung "Karl Hofer – Hermann Teuber. Fundament & Erneuerung" im Museum Kalkar zeigte erstmals Bilder von Karl Hofer zusammen mit Bildern seines Schülers Hermann Teuber. Eine Ausgestellt sind 20 Gemälde Hofers und 25 Gemälde Teubers. Guido de Werd, früherer Direktor des Museums Kurhaus in Kleve, hat Bilder aus Privatbesitz und aus Museen zusammengetragen. So eine Ausstellung war letztlich auch der Wunsch des Vereins der Freunde Kalkars. Zu sehen sind Porträts von Mädchen, von Räumen aus der Zeit und Selbstporträts. De Werd sagt zu dem wunderbaren Mädchenporträt "Mädchen mit Handtuch" von Hofer: Es fasziniert mit seinen hohen schwarzen Augen, die in sich hineinschauen, die zugleich weltabgeschieden wie präsent sind.

Matthias Grass schrieb in der "Rheinischen Post" (22.12. 2018): Und Hofer malte die schwarzen Zimmer, den Trommler, der später Günther Grass beeinflusst haben soll und der vor Hitler als Verführer warnte, ohne gehört zu werden. Wohin das führte, demonstriert Hofer 1944 im Bild "Das Lager". Es zeigt in einer unwirtlichen Welt Menschen auf der Flucht. Jene Flucht, die bald Millionen Deutsche treffen sollte. "Das Lager" gehört zu den Hauptwerken der Ausstellung.

Und noch ein besonderes Werk Hofers soll nicht unerwähnt bleiben, das "Selbstbildnis". Es zeigt Hofer, wie er in einen Spiegel schaut. Bekleidet mit einem grauen Etwas. Ein trostloses Bild. Einziger Farbtupfer ist ein kleines Blümchen am linken unteren Rand. Mit schwarzen, leeren Augen schaut der Mann in den Spiegel. Es scheint ein radikales Manifest seines augenblicklichen Zustandes zu sein. Guido de Werd sagt: Es zeigt einen Mann am Tiefpunkt. Einen Mann, der zuvor zu den gefeiersten Expressionisten nicht nur in Deutschland gehörte, dessen Bilder in Kunstsammlungen und Museen hingen. Er war Vorbild und Lehrer. Ein Mann, der jetzt an einem abgeschabten Tisch sitzt. Plötzlich galten seine Bilder als entartet und wurden aus allen Museen entfernt.

Gerd Borkelmann, selbst Künstler, hatte die Führung der Gruppe übernommen. Borkelmann lebt und arbeitet zurzeit in Kleve. Seine Ausstellungen in Deutschland, in den Niederlanden und in den USA zeigen seinen Bekanntheitsgrad. Die Erläuterungen zu den ausgestellten Bildern waren genial. So wurde uns empfohlen, mal genauer hinzusehen. Hierbei erfuhren war, dass Weiß nicht gleich Weiß war. Weiß hatte mal blaue Effekte, mal weinrote oder sogar lila Tönungen konnte man ausmachen. Hierbei wurden viele Schichten verschiedener Farben übereinander aufgetragen, bis der Künstler den gewünschten Farbton Weiß für gut akzeptierte. Man spricht aber auch von sogenannter "stumpfer Farbe", die das Weiß aussehen lässt, als hätte man Sand hineingestreut. Tatsächlich aber mischte Teuber Kreide in die "weiße" Farbe.

Wir erhielten einen tiefen Einblick in die Entstehung der Farbnuancen. Borkelmann sagt: Farben und Formen, sie dienen allein dem höheren Zweck einer Bildkomposition. Es geht um Klarheit. Aber es geht auch darum, aus der Kommunikation der Gegensätze Potenzial zu schöpfen. Am Bild bleibt die Arbeit immer ein fortlaufender Prozess.

Gesättigt mit umfangreichen und auch speziellen Informationen und einem herzlichen Dankeschön an Gerd Borkelmann, verließ die Gruppe tief beeindruckt die Ausstellung.

 

Literatur:

Verein der Freunde Kalkars (Hrsg.): Karl Hofer | Hermann Teuber. Fundament & Erneuerung. Städtisches Museum Kalkar, 23. September – 25. November 2018. Ausstellung und Katalog: Guido de Werd. Kalkar 2018.

Zurück