Johannes Maria Verweyen

 

Johannes Maria Verweyen wurde am 11. Mai 1883 in Till im Kreis Kleve geboren. Nach dem Besuch der örtlichen Dorfschule setzte er seinen Bildungsweg auf dem Gymnasium in Kleve fort, wechselte auf die Bischöfliche Studienanstalt Gaesdonck und legte im Jahr 1901 am Hohenzollern-Gymnasium in Düsseldorf sein Abitur ab.

Nach dem Studium der Philosophie, Natur- und Kulturwissenschaften an den Universi­täten in Frei­burg, Leipzig, Berlin und Straßburg promovierte er bereits mit 22 Jahren an der Universität Bonn, wo er ab 1908 als Privatdozent lehrte. 1918 erhielt er dort auch die Berufung auf eine außerordentliche Professur für Philosophie.

Neben Philosophie und Theologie des Mittelalters standen vor allem der Mensch und seine religiösen und spirituellen Bedürfnisse im Mittelpunkt seiner Werke. Es befasste er sich aber auch schon damals mit heute so aktuellen Themen wie Mystik und Esoterik. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen wurden besonders seine „Philosophie des Mittelalters“ (1919), „Der soziale Mensch und seine Grund­fragen“, „Der Edelmensch und seine Werte“ und „Der religiöse Mensch und seine Probleme“ (1919–1924) sowie die „Meisterung des Lebens“ (1926) bekannt. Der Rassenideologie des National­sozialis­mus trat er schon frühzeitig entgegen. In seinem 1924 erschienenen Buch „Deutschlands geistige Erneuerung“ mahnte er: Völkerverhetzung und Judenhetze sind aus einem Holze geschnitzt. Beide quellen aus Aberglauben, Vorurteilen und Beschränktheit. (S. 82)

Seine Studien führten ihn in Grenzbereiche der Philosophie; er öffnete sich verschieden­artigsten Geistesströmungen. 1921 erklärte der inzwischen zur Freimaurerei „konvertierte“ Philosoph seinen Austritt aus der katho­lischen Kirche. Er war zeitweise Vorstandsmitglied des Monistenbundes und beschäftigte sich intensiv mit Theosophie und der Geistes­welt des Inders Krishnamurti. 1928 erfüllte sich ein lang gehegter Wunsch Verweyens: Aus der Hand des ehemals anglikanischen Bischofs Wegdwood empfing er die Priesterweihe der „liberal-katholischen Kirche“.

In der NS-Zeit verlor er im April 1934 seine Professur an der Universität Bonn und wurde mit Berufs­verbot belegt. Aber in einer Zeit, als der Nationalsozialismus die katholische Kirche zunehmend bedrängte, vollzog Verweyen entschlossen eine Kehrtwendung. Er trat im Februar 1936 wieder in die katholische Kirche ein und bekannte, dass er den Austritt aus der Kirche nach langem Ringen und ein­gehenden Erwägungen als den größten Irrtum seines Lebens bedauert und daher rückgängig gemacht habe. Seine Veröffentlichungen dieser Jahre, darunter „Das Vaterunser“ (1936), „Zurück zu Christus“' (1936), „Leben und Mysterien“ (1939), legen von seinem Glaubens­wandel öffentlich Zeugnis ab.

Ab 1935 ständig von der Gestapo überwacht, erfolgte im August 1941 seine Verhaftung. Im Mai 1942 wurde Verweyen ins Konzentra­tions­lager Sachsenhausen verbracht. Kurz vor Kriegsende starb er im Konzentra­tions­lager Bergen-Belsen im Alter von 61 Jahren am 21. März 1945 am Fleckfieber.

Eine umfangreiche Sammlung zu Johannes Maria Verweyen wurde im März 2008 als Depositum von Bernhard Kipping aus Till-Moyland dem Gemeindearchiv Bedburg-Hau übergeben. Durch die jahrelange intensive Beschäftigung mit Leben und Werk des aus dem Dorf Till gebürtigen Johannes Maria Verweyen war eine umfangreiche Sammlung von Büchern, Zeitschriftenbeiträgen und Dokumenten zusammengekommen. Kipping und ein kleiner Kreis von Gleichgesinnten durchforschten in den 90er Jahren zahlreiche Archive nach Lebensspuren des Bonner Philosophieprofessors. Durch Vorträge, Ausstellungen, Gedenkveranstal­tungen und eine Internetseite beförderte Bernhard Kipping das Andenken an den eigenwilligen Den­ker.

Der Bestand ist bearbeitet und zugänglich. Auf dem Archivportal NRW sind eine Bestandsbeschreibung und ein Findmittel online gestellt.

Eine Kurzbiografie mit Hinweisen auf Werke und Literatur zu Johannes Maria Verweyen ist auf dem Portal "Rheinische Geschichte" eingestellt.